Axel Schulß über Rainer Bauer

Mich haben unter Rainer Bauers Bildern immer besonders die Wasserbilder fasziniert. Sie sind schon sein Markenzeichen. Eins seiner großformatigen Wasserbild war das erste, was ich von ihm gesehen habe, als wir zusammen 1997 / 98 als Stipendiaten im Künstlerdorf   Schöppingen waren. Er als Maler ich als Schreiber.
Im Text zu Rainer Bauers Katalog heißt es:

Es ist die Perspektive eines gesenkten Blickes, in die der Maler den Betrachter zwingt.
Ich denke, der gesenkte Blick ist der Anfang des Sehens in Rainer Bauers Bildern. Der Maler steht mitten im Wasser und von ihm gehen die Wellenringe aus,  bis sie sich schließlich am Horizont verlieren. Dabei hebt sich sein Blick und offenbart eine Ahnung von Einsamkeit in der Unendlichkeit. Rainer Bauer versetzt uns mit seinen Bildern in diese Situation oder genauer,  er zeigt uns die Situation, in die wir versetzt sind ...
Musil schreibt im Mann ohne Eigenschaften:
„Und Ulrich bemerkte nun, dass ihm dieses primitiv Epische abhanden gekommen  sei, woran das private Leben noch festhält, obgleich öffentlich Altes schon unerzählerisch geworden ist und nicht einem Faden mehr folgt, sondern sich in einer unendlich verwobenen Fläche ausbreitet“
Der Roman wurde 1934 geschrieben und dieses Bild wurde im Jahr 2000 gemalt Dass ist das Gefühl, in das mich die Arbeiten von Rainer Bauer immer wieder eintauchen lassen. Ich stehe selbst im Wasser, ich schlage Wellen -jeder von uns tut das - mein Blick hebt sich und um mich herum breitet sich eine unendliche Fläche aus ... kurz vor dem Wechsel ins neue Jahrtausend ist das eine höchst moderne und zeitgemäße Sicht der Welt.

Axel Schulß, Münster  2000